Bedingte Wahrscheinlichkeit
Gegeben zwei Ereignisse . Das Ereignis ist bereits eingetreten (sicheres Ereignis). Dadurch muss die Eintrittswahrscheinlichkeit von neu bewertet werden:
- kann nur noch eintreten, wenn
- vor Neubewertung: a priori
- nach Neubewertung: a posteriori
Für einen Wahrscheinlichkeitsraum bezeichnen wir für alle mit die Wahrscheinlichkeit als die bedingte Wahrscheinlichkeit von unter der Bedingung , wobei:
Zwei mögliche Interpretationen:
- Wahrscheinlichkeit von , nachdem eingetreten ist
- Anteil der Fälle, in denen eingetreten ist, unter der Gesamtheit der Fälle, in denen eingetreten ist, bei einem (häufig) wiederholten Zufallsexperiment
Totale Wahrscheinlichkeit
Satz der Totalen Wahrscheinlichkeit: Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum und eine abzählbare Zerlegung von in paarweise disjunkte Ereignisse . Dann gilt für alle :
Beweis über Axiom 2 sowie Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit
4-Felder-Tafel
Gegeben sind ein Wahrscheinlichkeitsraum sowie zwei Ereignisse . Dann ist die 4-Felder-Tafel darstellbar als Tabelle von Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten.
| Summe | |||
|---|---|---|---|
| Summe |
Für Wahrscheinlichkeiten mit für jeden Eintrag
Sensitivität: Anteil der positiven Fälle, der als solcher erkannt wird
Spezifität: Anteil der negativen Fälle, der als solcher erkannt wird
Satz von Bayes
Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum. Dann gilt für alle mit und , dass
Herleitung über Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit.
Gut zu wissen
Hiermit Berechnung von aus und umgekehrt.
Stochastische Unabhängigkeit
Zwei Ereignisse in einem Wahrscheinlichkeitsraum heißen stochastisch unabhängig, wenn
- dann gilt auch | folgt aus der Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit
- außerdem gilt dann | folgt analog oder über den Satz von Bayes
Stochastische Unabhängigkeit mehrerer Ereignisse: Eine Familie von Ereignissen mit heißt stochastisch unabhängig, genau dann, wenn für jede endliche Teilfamilie mit gilt, dass:
- stochastische Unabhängigkeit bleibt in Teilmengen erhalten
- stochastische Unabhängigkeit ist symmetrisch
- zwei Ereignisse mit je positiver Wahrscheinlichkeit und leerer Schnittmenge sind stets stochastisch unabhängig
Mehrstufige Modelle
Mit bezeichnen wir die Wahrscheinlichkeitsverteilung für das -te Teilexperiment, wobei die Ergebnisse bereits bekannt sind.
Gesamtwahrscheinlichkeit in mehrstufigen Modellen: Gegeben ein mehrstufiges Modell aus Teilexperimenten mit Ergebnismenge und Ereignissystem . Dann gilt, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung für das Gesamtexperiment eindeutig beschreiben werden kann, für alle , für jedes Ergebnis mit:
Multiplikationsformel
Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum und Ereignisse. Dann gilt:
Zufallsvariablen
z.B.
z.B.
Definition
Wir nennen die Funktion eine Zufallsvariable, wenn für jedes Ereignis gilt, dass , das heißt wenn messbar ist.
Diskrete und reelle Zufallsvariablen
Wenn endlich oder abzählbar unendlich ist, so bezeichnen wir als diskrete Zufallsvariable. Wenn , so bezeichnen wir als stetige oder reelle Zufallsvariable.
Verteilung
Gegeben zwei Wahrscheinlichkeitsräume und mit einer Zufallsvariable
Notationen nachtragen
Gilt für zwei Zufallsvariablen und , dass , so nennen wir und identisch verteilt (Achtung: nicht gleichverteilt). Wir schreiben hierfür auch kurz .
- bei gilt stets , aber nicht umgekehrt
Dichte und Zähldichte
Eine Zähldichte / Gewichtung ist eine Funktion mit ( ist normiert).
Bei stetigen Zufallsvariablen verwendet man die Borelalgebra () als Ereignissystem.
Dichte nachtragen
Verteilungsfunktion
Nachtragen
Verteilungsfunktion ist Stammfunktion der Dichte | Dichte ist Ableitung (Differentialfunktion) der Verteilungsfunktions (nur eine von vielen möglichen)
Transformation von Zufallsvariablen
Gegeben eine Zufallsvariable mit Verteilung sowie eine Funktion . Dann wird durch Anwendung von auf den Wert von eine neue Zufallsvariable . Wir nennen die Transformation von mit .
Sie eine Zufallsvariable in einem Raum . Gegeben die Transformation von mit einer Funktion , wobei differenzierbar und strikt monoton wachsen oder fallend ist. Dann ist die Dichte von gegeben durch
wobei und ist.
Beweis / Beispiele nachtragen
Erwartungswert nachtragen
Varianz
Sei eine Zufallsvariable mit Erwartungswert . Dann definieren wir die Varianz dieser Zufallsvariable als
Ferner definieren wir als Standardabweichung von .
Nach dem Varianzzerlegungssatz gilt:
Sehr wichtig!
Rechenregeln nachtragen
Ungleichungen
Abschätzung einer Wahrscheinlichkeit oft mittels Erwartungswert und Varianz möglich.
Markov-Ungleichung
Sei eine Zufallsvariable, welche nur positive Werte annehmen kann (). Dann gilt für alle :
Tschebyscheff-Ungleichung
Sei eine reelle Zufallsvariable mit Erwartungswert und Varianz. Dann gilt für alle :
Mehrdimensionale Zufallsvariablen
Gemeinsame Verteilung: Seien und Zufallsvariablen auf einem Raum , wobei in den Raum und in den Raum abbildet. Dann ergibt sich eine eindeutige gemeinsame Verteilung von und , wobei für beliebige und gilt:
Nachtragen
Randverteilung
Nachtragen
Unabhängigkeit von Zufallsvariablen
Seien und Zufallsvariablen mit zugehörigen Bildräumen und . Wir nennen und unabhängig genau dann, wenn für alle und gilt, dass
Kriterien:
- Für diskrete Räume sind und genau dann unabhängig, wenn für alle und alle gilt. dass
- Für stetige reelle Räume sind und genau dann unabhängig, wenn für alle gilt, dass
Produktverteilung
Nachtragen
Nachtragen
Erwartungswert
Gegeben zwei reelle Zufallsvariablen und und eine Funktion . Dann ist der Erwartungswert von definiert als
Linearität des Erwartungswertes
Seien und reelle Zufallsvariablen mit je einem existierenden Erwartungswert. Seien außerdem . Dann gilt:
Beweis über Definition des Erwartungswertes
Unabhängigkeit nicht benötigt!
Produktregel für Erwartungswert
Seien und reelle Zufallsvariablen mit je einem existierenden Erwartungswert. Wenn und unabhängig sind, dann gilt:
Beweis über Definition des Erwartungswertes und Unabhängigkeit
Kovarianz
Gegeben seien zwei reelle Zufallsvariablen und mit jeweils existierendem Erwartungswert und Varianz. Die Kovarianz zwischen und ist dann gegeben als
Negatives Vorzeichen, genau dann wenn Abweichung in verschiedene Richtungen (Vorzeichen)
Interpretation
- positives Vorzeichen: mit höheren Werten von treten tendenziell höhere Werte für auf (und umgekehrt)
- negatives Vorzeichen: mit höheren Werten von treten tendenziell niedrigere Werte für auf (und umgekehrt)
- gleich bzw. ungefähr 0: keine erkennbare Tendenz für einen linearen Zusammenhang
Kovarianzzerlegung
Für zwei reelle Zufallsvariablen und gilt:
Beweis über Definition der Kovarianz und Linearität des Erwartungswertes
Insbesondere ist damit:
Für unabhängige und folgt außerdem:
Die Umkehrung gilt im Allgemeinem nicht!
Wertebereich
Der Wertebereich der Kovarianz ist abhängig von und und beschränkt auf
Beweis über Varianzzerlegungssatz auf
Rechenregeln
Seien und zwei reelle Zufallsvariablen mit Erwartungswert und Varianz sowie . Dann gilt:
Beweis über die Linearität des Erwartungswertes
Kovarianz einer Summe
Seien und drei reelle Zufallsvariablen mit Erwartungswert und Varianz. Dann gilt:
Beweis über Linearität des Erwartungswertes
Linearität der Kovarianz
Seien und reelle Zufallsvariablen mit Erwartungswert und Varianz. Dann gilt:
Beweis über Kovarianz einer Summe
Varianz der Summe
Gegeben eine Folge von reellen Zufallsvariablen mit mit Erwartungswert und Varianz. Dann gilt:
Im Spezialfall zweier reeller Zufallsvariablen und gilt:
Korrelation
Gegeben zwei reelle Zufallsvariablen und mit Erwartungswerten und sowie Varianzen und ist die Korrelation zwischen und gegeben als
Interpretation
- nahe an 1: stärkerer positiver linearer Zusammenhang zwischen und
- nahe an -1: stärkerer negativer linearer Zusammenhang zwischen und
- nahe an 0: kein erkennbarer linearer Zusammenhang zwischen und